Mittwoch, 5. Januar 2011

Welcher Videomodus der Canon 550D ist der beste?

Mit der EOS 550D kann man tolle Filme erstellen. Zur Auswahl stehen einem verschiedene Modi, von denen natürlich die HD-Formate die meiste Freude bereiten. Stellt man die Kamera auf PAL, was die deutsche Fernsehnorm ist, dann stehen einem folgende Einstellungen zur Verfügung:

- 1920 x 1080 bei 25 bzw. 24 Bildern pro Sekunde
- 1280 x 720 bei 50 Bildern pro Sekunde.



Gibt es Unterschiede, Einschränkungen, Empfehlungen? Yes, sir!
Hier ein Vergleich zwischen den beiden HD-Formaten.

1080p vs. 720p

Am Interessantesten sind natürlich die beiden HD-Formate. Die Kamera beherrscht sie beide, sowohl das "kleine" HD, oft bezeichnet als 720p50, als auch das "große" HD, entsprechend als 1080p25 betitelt. Dass beim großen HD auch die Bildrate von 24 Bildern pro Sekunde angeboten wird, ist ein besonderes Schmankerl für alle Filmschaffenden mit Kino-Ambitionen. Für Web & TV sind nach wie vor 25 Bilder das Maß der Dinge.

Zunächst sollte man festhalten, dass beide HD-Varianten grundsätzlich ihre Berechtigung haben. So senden ARD & ZDF ihre HD-Programme im 720p50 Modus, was vielen Zuschauern  oft nicht einleuchtet - schließlich haben sie sich im Elektromarkt um die Ecke einen sündhaft teuren Full HD TV aufschwatzen lassen. Dennoch bietet es aufgrund der hohen Bewegungsauflösung von 50 Bildern pro Sekunde ideale Voraussetzungen für flüssige Bewegungen, was vor allem für Sportübertragungen positiv ist. Ebenso kann man den 720p50 Modus als Basis für Zeitlupen einsetzen, indem man den Clip einfach mit 25 Bildern pro Sekunde abspielt. Die Verlangsamung um 50%, die dabei entsteht, ist jeder computergenerierten Zeitlupe weit überlegen - schließlich müssen keine Bilder neu dazu erfunden werden.

Also spricht für 1080p25 lediglich die Auflösung? Und wenn mir die egal ist, weil der Clip "nur" ins Web soll, kann ich dann getrost den 720p50 Modus verwenden? Leider nein...

Aliasing

Denn die Unterschiede in der Qualität sind beachtlich. Das liegt allerdings nicht etwa an der Datenrate, denn die ist annähernd identisch - sondern an der größten Schwachstelle aller Spiegelreflexkameras, wenn es ums Filmen geht: Aliasing und Moiré. Moiré ist dabei lediglich die spezielle Form eines Alias - Effektes und tritt auf, wenn sich zwei Muster überlagern. Für Aliasing - Artefakte genügt schon eine einzelne gefilmte Linie. Tritt der Effekt auf, fangen feine Strukturen an zu flimmern und flirren, teilweise mit farbigen Rändern, und durchgehende Linien bekommen treppenartige Abstufungen. Unschön.

Grund für die ungewünschten Effekte ist der optische Tiefpassfilter (kurz OLPF, für optical low-pass filter), der in jeder Kamera eingebaut ist. Dieser ist in einer Spiegelreflexkamera (verständlicherweise) für die Fotos optimiert, also für eine viel höhere Auflösung. Im Videomodus wird jedoch nicht jeder Bildpunkt des Sensors ausgelesen, denn das würde der Prozessor nicht packen. Auf dieses dadurch relativ grobe Raster fallen nun also die ganzen feinen Details, die der OLPF durch lässt. Bei kleinsten Bewegungen führt das zu stark wechselndem Bildinhalt in den einzelnen Pixeln, was sich nachträglich höchstens noch mit einem Weichzeichner beheben lässt.

Unterschied

In diesem kleinen Test kann man sehr gut sehen, dass die Effekte im 720p Modus wesentlich stärker und störender ausfallen. Er ist im 1080p Modus zwar nicht verschwunden, aber der Unterschied ist groß. Achtet auf die Dachziegel und das "Lawinengitter". Am besten direkt bei Youtube in HD anschauen.


Fazit

Da ich anfangs davon ausging, dass sich die qualitativen Unterschiede in Grenzen halten würden, hatte ich munter in 720p50 los gefilmt. Beim ersten Interview ging das aber bereits in die Hose - die Brillenränder und der Strickpulli des Interviewten flimmerten ohne Ende. Seitdem ist der 720p Modus für mich beinahe komplett gestorben. Aber auch im 1080p Modus sollte man das Motiv sorgfältig wählen - bloß keine Nadelstreifen!

Wenn doch mal mit 720p50 gefilmt wird, dann wegen der Zeitlupenmöglichkeit - dann aber nur unter kontrollierten Bedingungen. Also Rechner mitnehmen, Aufnahmen checken und ggf. Motiv ändern.
Gelegentlich kann man sich auch damit behelfen, die kritischen (detailreichen) Bildinhalte in den unscharfen Bereich des Bildes zu verlegen. Also unscharfe Dachziegel im Hintergrund, scharfe Person im Vordergrund. Wie immer gilt: selber ausprobieren & nicht auf das Display verlassen!